Sind Hüte altmodisch? Oder liegt die Kopfbedeckung voll im Trend?
Wir haben Modistenmeisterin Antje Heitzler besucht.
Freiburger Modistin arbeitete für Lady Di
Lisa Göllert & Anna Germek
„Zwei Dinge wird ein Mann niemals verstehen: das Geheimnis der Schöpfung und den Hut einer Frau.“ – Das meinte schon Coco Chanel.
Eine modische Zeitreise. Antje verkauft
Hüte im Vintage-Stil:
Von Retro-Modellen der 1910er bis zum Stil der 1980er-Jahre ist alles dabei. Viele ihrer Kundinnen sagten beim Anblick der Hutmodelle dass ihre Oma schon diese Modelle getragen habe. „Der Hut erlebt ein Revival und ist alltagstauglich, egal ob in der Uni oder beim Einkaufen“, erklärt Antje.
„Viele Frauen sind anfangs skeptisch und meinen, sie haben kein Hutgesicht. Intuitiv wählen sie dann aber beim ersten oder zweiten Griff ein Modell, das ihnen gut steht. Dann strahlen ihre Augen richtig.“ Dies sei einer der schönsten Momente an ihrer Arbeit.
Auch wenn das Geschäft anfangs schleppend gelaufen sei, erreicht der Hüte-Trend nun Freiburg. Das Publikum sei zwischen 18 und 89 Jahren alt. Vor allem junge Frauen seien sehr am kultig-britischen Kopfschmuck, dem „Fascinator“, interessiert. Auch das „Fahrradhütchen“, im Stil der Zwanziger, sei beliebt. „Es eignet sich super zum Fahrrad fahren, da die Ohren vor kaltem Wind geschützt werden und der Hut nicht wegfliegt“.
Über die Zukunft des Hutes: Viele junge Männer würden Hut tragen und auch die Damenwelt dazu motivieren. Somit komme der Hut wieder ins Gespräch – und das sei Antjes Ziel. „Wer noch nie einen Hut getragen hat, solle sich ruhig erst einmal bei H&M oder C&A austesten“, rät sie. Der Hut sei mehr, als ein bloßes Accessoire – er sei ein Lebensgefühl und bringe die schlafenden Eigenschaften der Trägerin zutage. Antje ist sich sicher, dass die Kunden alle ihren Weg zum Hut finden würden. Man müsse sich nur die Zeit dafür nehmen. Ihre Modelle beginnen preislich bei 25 Euro. Kleinere Hüte der Vierziger kosten ab 150 Euro aufwärts.
„Hütchen“-Kunde“
Hüte kann man prinzipiell aus jedem Material fertigen: Ob Stoff, Stroh, Filz – oder sogar aus Pilzen. Unterschieden wird nach Anlass: Im Sommer bieten sich große Strohhüte an, um vor Sonne und Hitze zu schützen. Im Winter trägt man Filz, der warm hält. Tierhaar wird auch verarbeitet, dazu wird das Tier aber nur geschoren. Es gibt Fascinator, die sich bei Feiern oder Hochzeiten gut machen. Oder Headscarves à la Audrey Hepburn.
Die Herstellung eines „Hütchens“, wie Antje ihre Kopfbedeckungen liebevoll nennt, geschieht in mehreren Arbeitsschritten: Sie kauft das Rohmaterial, einen konischen Stumpen. Anschließend macht Antje es mit heißem Wasser nass und walkt es durch. Danach zieht sie das Material mit Hilfe von heißem Dampf über einen Holzkopf und steckt es fest. Mit einem nassen Tuch und Bügeleisen bearbeitet sie es währenddessen. Die Schritte sind anstrengend. Bei bestimmten Materialien muss man Geschick beweisen – das seien dann besondere „Schätzchen“. Durchschnittlich stecken 11 Arbeitsstunden in einem Hut.
Der Hut hat einen Wandel durchlaufen: Früher mussten Frauen aus religiösen Gründen Hüte tragen. Heute dient er als Schmuck, Accessoire und zum Schutz.
Die Hut-Lady Antje Heitzler
Die Liebesgeschichte zwischen der Freiburgerin Antje Heitzler und dem Hut begann früh: „Ich habe unglaublich gern Omas Hüte getragen. Als ich erfahren habe: Hutmacherei ist ein normaler Lehrberuf – war alles klar“, sagt die 52-Jährige. Von Kindesbeinen an spukte ihr also der Hut im Kopf herum – auch während sie andere Berufe ausübte. Und das waren einige.
Nach der Ausbildung als Hutmacherin, die sie als Landes- und Bundessiegerin im Gesellenbrief absolvierte, kam ein Anruf aus London, vom Hofhutlieferanten des Königshauses, Frederick Fox. Man hatte Antje vorgeschlagen. Von da an fertigte sie in London Hüte für Persönlichkeiten wie Lady Di oder Sarah Ferguson, bevor es sie nach München in einen Trachtenhutladen verschlug.
Wenig später wechselte sie für längere Zeit an die Staatsoper. Das Sprichwort nach dem Feiern „einen dicken Kopf haben“ bewahrheitete sich hier: Wenn die Opernstars nach der Premierenfeier am nächsten Tag die Hüte tragen sollten, waren sie oft zu eng. Zwillingsschwanger musste nach dem Umzug nach Freiburg Geld in die Kasse gespült werden: Im Webdesign und Onlinemarketing blieb sie eine Weile lang tätig bis sie mit Ihrer Modisteria in die Fischerau ihren Platz fand.
Antia : die Hutmacherin aus Freiburg arbeitete für Lady Di in London